Jede Therapie hat auch ein Ende. Das Ende einer Therapie ist - wie der Beginn auch - oft mit ganz gemischten Gefühlen verbunden. Neben Gefühlen wie Freude, Stolz oder Erleichterung über die erreichten Schritte kommen im Angesicht der Beendigung häufig auch Verwirrung, Mutlosigkeit oder Ängste auf, jetzt ohne die Unterstützung zurecht kommen zu müssen. Manchmal gibt es auch Abschiedsschmerz oder Traurigkeit. Das sind normale Gefühle nach einer intensiven Zusammenarbeit.

 

Meine Aufgabe sehe ich auch darin, mich wieder überflüssig zu machen. Darin, dass Sie nach der Therapie wieder auf eigenen Füßen an Ihre Probleme herantreten und sich selbst aktiv und vielleicht klarer und konstruktiver als vorher mit ihnen auseinander setzen. Ggf. können wir durch ausschleichende Termine (mit mehreren Wochen Pause dazwischen) erproben, wie Sie zurecht kommen, und Schwierigkeiten nochmal aufgreifen, bevor es dann zum endgültigen Abschied kommt.

 

In Ihrem Leben werden, wie in jedem Leben, weiterhin Probleme und negative Gefühle und Zustände bestehen. Es geht nicht darum, diese für immer zu beseitigen, das wäre ein unrealistisches Ziel. Ebenfalls geht es nicht darum, eine "Ersatzfreundschaft" zu haben, mit der Sie Ihr Leben teilen können. Es geht darum, eigene Umgangsstrategien für Probleme zu erarbeiten, Verantwortung für sich zu übernehmen und sich selbst weiterzuentwickeln, um das Leben eigenständig in die Hand zu nehmen, zudem Unterstützung im eigenen Umfeld zu suchen. Daran können Sie auch während der Therapie bereits arbeiten.

 

Die Krankenkassen zahlen eine Psychotherapie, solange weitere Bewältigungsstrategien erarbeitet werden müssen und dabei zugleich Fortschritte zu erwarten sind. In manchen Situationen ist es auch erforderlich oder sinnvoll, eine Psychotherapie trotz weiterbestehender Probleme zu beenden, in einer Pause die gelernten Inhalte  und Erkenntnisse anzuwenden, und nach eine Weile erneut eine Psychotherapie, z.B. bei einer/m neuen Psychotherapeut*in oder in einer anderen Fachrichtung, mit neuen Impulsen zu beginnen. Dies kann auch nötig werden, wenn eine Psychotherapie trotz allen Bemühens nicht die gewünschten Erfolge zeigt oder auf der Stelle tritt.

 

Wenn innerhalb von 2 Jahren nach Beendigung eine Psychotherapie beantragt wird, wird von den Krankenkassen i.d.R. ein/e Gutachter*in eingeschaltet, die/der den Therapiebedarf und -nutzen nach den Kriterien der Indikation, Notwendigkeit, Erfolgsaussicht und Wirtschaftlichkeit einschätzen soll. Nach dieser Einschätzung entscheiden die Krankenkassen die Übernahme der Kosten für eine weitere Therapie. Wenn mit weniger kostenintensiven Maßnahmen (z.B. Selbsthilfegruppe, Beratung, Psychiatrische Ambulanzen...) ähnliche Erfolge zu erwarten sind, ist diesen Maßnahmen Vorzug zu geben, um die Solidargemeinschaft zu schonen. Das Gleiche gilt für die Verlängerung einer Kurzzeittherapie auf eine Langzeittherapie (d.h. länger als 24 Sitzungen). Eine Ausnahme bilden hier Gruppentherapien, die i.d.R. problemlos bewilligt werden.

 

Wenn nach einer erfolgten Psychotherapie eine erneute psychotherapeutische Behandlung notwendig ist oder wird, empfehle ich in der Regel, eine/n neue/n Psychotherapeut*in aufzusuchen, anstatt erneut zu ein- und derselben Person zu gehen, da neue Ideen, Herangehensweisen, Schwerpunkte und ggf. auch Therapiemethoden und/oder Fachrichtungen neue Impulse geben können, was die Prognose für Sie insgesamt verbessert.

 

Bei allem gilt, dass Sie im Laufe einer Therapie jederzeit Ihre Bedenken, Wünsche und Sorgen ansprechen können, damit wir diese aufgreifen können.